„Wir sind Fachhandel.“ Wenn Christian Hünerfauth und Günter Eichert durch den neuen Bodenhaus-Standort im Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kastel führen, betonen die beiden Geschäftsführer der Bodenhaus GmbH es immer wieder: „Wir sind Fachhandel.“
Dabei sieht man das auch so: Ein Baumarkt sieht anders aus. Zu gediegen-edel wirkt die Trend-Design-Galerie gleich rechts vom Eingang, zu schick die schwarze Regalierung, und vor allem: zu tief und Premium-geprägt zeigt sich schon auf den ersten Blick das Sortiment, als dass man diesen Markt für einen Baumarkt halten würde.
Andererseits: So ganz unnötig ist der Hinweis dann doch wieder nicht, wenn man den Auftritt dieses dritten Bodenhauses aufmerksam registriert: Der Claim „Teil der Hornbach Gruppe“ ergänzt den Bodenhaus-Schriftzug auf der Fassade, und die Werbung arbeitet mit dem Slogan: „Ein Hornbach voller Böden & Fliesen“.
Hornbach bekennt sich in der Kommunikation eindeutiger als bisher zu diesem Fachhandelsabkömmling, der innerhalb der Hornbach Baumarkt AG geführt wird, als das bei den beiden ersten, 2021 eröffneten Standorte in Berlin und Köln der Fall war. Auch die Fassadengestaltung und die Beflaggung – die typischen Hornbach-Streifen in Orange werden mit Blau kombiniert – lehnt sich deutlicher an die große Baumarkt-Schwester an. Das Anthra-zit als dominierende Fassadenfarbe schafft gleichzeitig eine Abgrenzung zum Baumarkt-Format.
Denn Bodenhaus definiert sich eben ganz als Fachhandelskonzept und tritt auch in Mainz-Kastel so auf. Mit seinem lagergeführten Sortiment von mehr als 1.000 Fliesen, 300 Parkett-, Laminat- und Vinylböden sowie mehr als 200 Terrassenbelägen richtet es sich an Profi-Handwerker und mobile Generalisten, aber auch an Privatkunden, die ihr Projekt selbst in die Hand nehmen und den Boden selbst verlegen oder verlegen lassen. Deren Anteil am Bodenhaus-Umsatz betrug bislang rund 65 Prozent.
„Das Sortiment ist sehr schmal, aber wir gehen in die volle Tiefe“, sagt Christian Hünerfauth. Das bedeutet unter anderem auch, dass bei Bodenhaus Fachhandelsmarken wie Mapei, Ardex oder Otto Chemie gelistet sind, die die Hornbach-Baumärkte nicht beliefern. Andererseits greift Bodenhaus auch auf Hornbach-Eigenmarken wie Akkit zurück. Beispiele für die Sortiments-tiefe und die klare Fachhandelsausrichtung sind etwa auch das Hard-flooring-Studio mit 500 Parkett-, Laminat- und Vinyl-Mustern oder das umfassende Angebot an großformatigen XL- und XXL-Fliesen.






















Auch wie die Ware präsentiert wird, etwa in der Trend-Design-Galerie, wurde von den bisherigen Standorten übernommen. Anderes hat man an den beiden Pilotstandorten gelernt und nun überarbeitet. Neu ist beispielsweise das Outdoor-Sortiment, das vor dem Markt präsentiert wird und unter anderem Galabauer anspricht. Im Markt platziert man jetzt die Komplementärsortimente direkt an den Kernsortimenten. Bei den Präsentationskojen hat man an der Beleuchtung nachjustiert. Und für die Beleuchtung der gesamten Verkaufsfläche hat man die LED-Leuchten genommen, die standardmäßig in den Hornbach-Baumärkten zum Einsatz kommen.

Ein für die Lernfähigkeit der Bodenhaus-Macher vielleicht typisches Detail sind die schwarzen Teppichboden-Unterlagen, auf denen großformatige Fliesen im Regal präsentiert werden: Sie ersetzen die bislang verwendeten glatten schwarzen Platten, die beim Sortimentswechsel viel zu schnell verkratzen können.
Dieses auf Hochwertigkeit angelegte Ladenbaukonzept funktioniert. „Die Verweildauer ist extrem hoch“, berichtet Christian Hünerfauth von den bisherigen Erfahrungen. „Die Kunden sind bis zu vier Stunden da.“ Mit „Kunden“ meint er übrigens durchaus und irgendwie vor allem auch Kundinnen: Wenn Paare oder Familien kommen, um den Boden für ihr Neu- oder Umbauprojekt auszusuchen, „ist es in der Regel die Frau, die entscheidet“.
Für die Beratung der Kundinnen und Kunden stehen drei Theken und zwei mit Bildschirmen ausgestattete Design-Beratungsplätze zur Verfügung. Auf mehreren fahrbaren Präsentationstischen lassen sich verschiedene Muster vergleichen und beispielsweise auch einmal ans Tageslicht vor den Markt rollen. Schulungen werden sowohl für Profi- als auch für Privatkunden angeboten, einmal pro Woche gibt es ein Handwerkerfrühstück.


Ganz an Hornbach-Prinzipien orientiert sich die Preisgestaltung: Sehr auffällig wird im Markt auf die Dauertiefpreise hingewiesen („Keine Aktionspreise. Immer günstig“), es gibt lediglich einige als „Sondereinkauf“ gekennzeichnete Artikel in einem dafür vorgesehenen Gang.
Anders als viele Fachhändler führt Bodenhaus auch keine Rabattstaffeln, die sich beispielsweise nach dem Gesamtumsatz eines Kunden oder der Dauer der Kundenbeziehung richten. Man arbeite, so Günter Eichert, seit Mitte des Jahres Geschäftsführer von Bodenhaus und zuvor langjähriger Gebietsleiter bei Hornbach, durchgängig mit „Klarpreisen“. Die bei vielen Artikeln angegebenen, in Gelb ausgezeichneten „Profi-Pack“-Preise „geben lediglich den logistischen Vorteil an den Kunden weiter und sind kein Mengenrabatt“. Allerdings bekommen Gewerbekunden ab einem Jahresumsatz von 10.000 Euro eine Rückvergütung in Höhe von 10 Prozent in Form eines Gutscheins.


Die Preise werden üblicherweise nicht auf die Ware aufgeklebt. QR-Codes an der Regal-Preisauszeichnung führen zu weiteren Produktinfos im Bodenhaus-eigenen Online-Shop.
Sehr fachhandelsmäßig kommt auch das Serviceangebot daher, das über den Lieferservice für 39 Euro hinausgeht. So bietet Bodenhaus beispielsweise an, gekaufte Ware 100 Tage kostenlos einzulagern, damit sie bei Bedarf schnell auf der Baustelle verfügbar ist. Und auf dem Parkplatz vor dem Markt steht eine Containerbox für den Service „Reservieren & Abholen“ mit Platz auch für eine Palette; so kommen Handwerksbetriebe auch außerhalb der Geschäftszeiten (die schon recht profimäßig sind: 6:30 bis 19:00 Uhr unter der Woche, 8:00 bis 18:00 Uhr am Samstag) an die bestellte Ware.
Dass die Profis großes Interesse am Bodenhaus haben, haben sie beim Pro-Opening zwei Tage vor der offiziellen Eröffnung Anfang November gezeigt: 300 Kunden waren da. Sie kommen aus einem Einzugsgebiet mit Fahrzeiten von bis zu 45 Minuten.
Die Baumarkt-Gruppe Hornbach bekennt sich mit diesem weiteren Standort nicht nur zu diesem auf Fliesen und Hartböden spezialisierten Fachhandelskonzept, sondern – so kann man es wohl lesen – generell zu ihrer längst eingeschlagenen Strategie, sich die Kundengruppe der Profis weiter zu erschließen. Das neue Bodenhaus ist in ein Gebäude eingezogen, in dem fast 40 Jahre ein Hornbach-Baumarkt war. Es handle sich auf keinen Fall um eine Flächenverwertung, stellen die Geschäftsführer klar. Das Fachhandelskonzept soll vorangetrieben werden. Dass es nach dem Start von Bodenhaus im Jahr 2021 erst drei Standorte gibt, erklären sie mit den Schwierigkeiten, geeignete Standorte zu finden, und mit dem Feinschliff des Konzepts. Markt Nummer vier ist denn auch noch nicht in Sicht.
Denn „geeignet“ heißt: Es müssen keine 8.000 oder 9.000 m² wie in Köln oder Berlin sein (für die die Bodenhaus-Macher den Begriff „Mega-Märkte“ verwenden), aber die 5.000 m² wie in Mainz-Kastel sollten es schon sein: „Diesen Platz brauchen wir schon, um die Ware zu zeigen.“
Rainer Strnad
Dies ist die Langversion des Beitrags aus der Printausgabe diy 12/2025.













